Offenbach Post

von MAREN CORNILS


Rheingau Musikfestival / Der feschen Lola eigene Note verpasst


Wenn die fesche Lola brünett statt blond ist und alte Marlene-Dietrich-Evergreens im Heavy-Metal-Gewand daherkommen, mögen Fans der unvergessenen Diva entsetzt sein, Ingrid El Sigai aber hat mit Sicherheit ihren Spaß. Denn Stars einfach nur zu covern, überlässt die Sängerin mit der ausdrucksstarken Stimme lieber anderen. Wenn Sigai sich unvergessener Evergreens annimmt, dann indem sie diesen mit Hilfe unkonventioneller Arrangements ihre eigene Note verpasst. Wie jetzt beim Rheingau Musik Festival, wo die Frankfurter Sängerin, begleitet von der in der Mainmetropole musikalisch allgegenwärtigen Susanne Kohnen (Oboe/Saxophon), von Markus Neumeyer (Klavier), Andreas Nowak (Drums/Percussion) und Jens Weiß (Bass) mit "Kinder, heut abend!" im Weingut Fritz Allendorf zu einem ganz besonderen Dietrich-Abend einlud.


Sigais Marlene mag brünett sein, ein Vamp aber ist auch sie, und so fehlt es Titeln wie dem schmissigen Film-Song "The Boys In The Backroom" oder "Wenn ich mir was wünschen dürfte" weder an knisternden Erotik noch an Stimmgewalt. Doch Sigais Dietrich ist nur auf den ersten Blick die laszive, selbstbewusste Diva, der Berlin und später Hollywood zu Füßen lag. In den immer wieder eingestreuten Lesepassagen und Titeln wie "Ich hab so Sehnsucht" offenbart sie auch andere Seiten. Sentimentale und verletzliche. Um die Liebe in all ihren Facetten geht es an diesem Abend, in dessen Verlauf Sigai mal in die Rolle des naiven Saloongirls Frenchie aus "Der große Bluff" schlüpft, um wenig später Friedrich Hollaenders unsterbliches "Kinder heut abend ..." ungewohnt groovig singt und ihr Publikum mit Geschichten aus der Pony-Bar und einem sinnlich zu leiser Saxophon-Untermalung gehauchtem "Johnny, wenn Du Geburtstag hast" zu begeistern. Dass Sigai und ihr Quartett ganz ungeniert Tangoklänge mit Jazzelementen mischen, Opernarien mit Blues-Einlagen kombinieren, tut dem Vergnügen keinen Abbruch.





Bad Vilbeler Zeitung



Mit Melodie und Schauspiel huldigt sie Marlene Dietrich


Bad Vilbel. Mit dem Programm „Marlene Dietrich – Time for love“ huldigten die Sängerin und Schauspielerin Ingrid El Sigai sowie die vier Musiker der „Frankfurter Frühjahrskollektion“ gleich drei Phänomenen: Der unvergessenen Sängerin und Schauspielerin Marlene Dietrich, dem menschlichen Grundbedürfnis Liebe und der Zeit.

Den emotionalen Irrungen und Wirrungen des Erwachsenenlebens spürte Ingrid El Sigai lesend und singend nach. Bei ihren einfühlsamen Interpretationen wurde sie von Susanne Kohnen (Oboe, Saxophon), Anselm Wild (Schlagzeug), Jens Weiß (Kontrabaß) und dem musikalischen Leiter Markus Neumeyer am Klavier begleitet. Die Musiker ließen den Klang der 20er und 30er Jahre aufleben. Bekannten Titeln wie dem auf Evergreen „Lili Marleen“ verliehen die Musiker einen neuen Sound durch eigenwillige Arrangements. Mit avantgardistischen Klangelementen aus Pop- und Rockmusik, die teils schrill und schräg daherkamen und die Texte phrasierten, sorgten sie für ungewohnte Hörerlebnisse. Auf der Bühne umrahmt von elf Papp-Porträts der Dietrich spürt Ingrid El Sigai, die beim Hessischen Rundfunk als Sprecherin, Redakteurin und Moderatorin tätig ist, dem Mythos Marlene nach.

Zeitgemäß produziert, erklang die musikalische und literarische Reminiszenz an die Dietrich. Gefühlvoll ausgelotet wurden in Liedern Höhen und Tiefen der Liebe und des Zeitgeistes in Dur und Moll, die auch in den Rhythmen der Texte mitschwangen. Für einen Höhepunkt sorgte am Ende der Vergleich zwischen der singenden Marlene in Gestalt von Ingird El Sigai bei „Sag mir, wo die Blumen sind“ und der im Originalton eingespielten sprechende Marlene Dietrich, die ein Leben nach dem Tod mit den Worten „Alles Quatsch“ kommentierte und hinzufügte: „Außerdem glaube ich nicht an eine höhere Macht.“

Vom Publikum, verabschiedete sich die Künstlerin mit dem Titel „Kinder, heute Abend, da such’ ich mir was aus, einen Mann, einen richtigen Mann. Kinder, die Jungs hängen mir schon zum Halse heraus, einen Mann, einen richtigen Mann



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Büdinger Zeitung

von Monika Eichenauer



Irgendwo auf der Welt gibt es sicher ein kleines bisschen Glück

Frankfurter Frühjahrskollektion mit Sängerin Ingrid El Sigai gastierte im Oberhof BÜDINGEN.


An den Mythos Marlene Dietrich heran wagten sich die Frankfurter Frühjahrskollektion und die Ingrid El Sigai in ihrem faszinierenden Programm "Marlene - Kinder, heut abend, da such ich mir was aus", das im Rhein-Main-Raum und Hessen die Veranstaltungsräume füllt.
Anselm Wild, Event-Manager der Musik- und Kunstschule (MuKs) und Fachbereichsleiter Drums und Percussion, war es gelungen, sie für die Reihe "Kulturzentrum Oberhof Live" zu engagieren. Wobei es für zwei der Akteure noch ein ganz besonderes Wiedersehen mit Büdingen war: Ingrid El Sigai, eine Sängerin mit außergewöhnlicher und vielseitige Stimme, hatte vor einiger Zeit an der MuKs unterrichtet, und Andreas Nowak, Drums, Percussions und Vocals, war Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre Leiter der MuKs. Zur Frankfurter Frühjahrskollektion gehören außerdem Susanne Kohnen, Saxophon, Oboe, Gesang; Markus Neumeyer, Piano, Keyboard und Vocals; sowie Jens Weiß, Kontrabass, E-Bass und ebenfalls Vocals. Die Vorstellung im Pferdestall war gut besucht. Das Publikum lauschte gebannt und mucksmäuschenstill, nicht nur bei den musikalischen Vorträgen, sondern auch bei den Lesungen, die El Sigai aus Erich Maria Remarques Buch "Arc deTriomphe" vortrug. Mit ihm hatte Marlene Dietrich Ende der 30er Jahre ein Verhältnis. Wie bei den musikalischen Parts liefen auch bei den Texten dem Publikum Schauer und Gänsehaut über den Rücken. Nicht fehlen durfte daher auch, wie in logischer Folge nach den vorgetragenen Text-Passagen, die Lieder "Lili Marleen", das die Dietrich berühmt machte oder "Sag mir wo, die Blumen sind".
Wie fasziniert die Zuhörer waren, lässt sich in zwei Worten einer Besucherin ausdrücken, die den Akteuren zum Schluss persönlich mitteilte: "Einsame Spitzenklasse". Doch bereits zuvor hatte sich das Publikum zwei Zugaben erklatscht. Es gelang den Künstlern tatsächlich, den Mythos, die Legende Marlene wieder aufleben zu lassen, sie kamen der Figur, die wir heute aus unvergesslichen Filmen und von uralten Schallplattenaufnahmen kennen, sehr nahe. Nicht alleine Lieder, die "die Dietrich" berühmt gemacht haben, präsentieren die Musiker und die Sängerin, sondern auch Chansons, die etwas mit ihr, mit ihrer Art zu leben, den Menschen, die sie liebten und verehrten und von ihr geliebt wurden, zu tun haben. Die Arrangements, die Markus Neumayer schrieb, erinnern an den Sound der 20er und 30er Jahre. Zudem werden bestimmte Lieder mit Klang- und Songtechniken der modernen Avantgarde und Popularmusik versehen, so dass sie äußerst spannend wirken. Sehr gut bekam der fesselnden Vorstellung, dass der Pferdestall, nur durch Kerzenschein beleuchtet, diesmal eine richtige Theaterbühne mit Vorhang und schwarzem Hintergrund hatte. Davor hob sich die grazile und fragile Sängerin in ihrem Goldglitzerkleid besonders gut ab. Ingrid El Sigai setzte sich fantastisch mit Marlene, dem Ausnahme-Star der modernen Kulturgeschichte, Filmgöttin und Sängerin zugleich, auseinander, verkörperte sowohl ihre Zerbrechlichkeit als auch kokett und frivol ihre Laszivität. Bemerkenswert El Sigais Elan und Energie, die sie in die Chansons packt. Marlene war auf Liebe eingestellt. Dies kam in den von Sigai und der Frühjahrskollektion vorgestellten Liedern sehr gut rüber. Gleich mit dem tollen Auftaktsong "Ich bin die fesche Lola" zeigten sie, wo es lang geht. Die berühmten Lieder wie "Heut abend lad ich mir die Liebe ein", "Irgendwo auf der Welt gibt es sicher ein kleines bisschen Glück", "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre" oder "Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht" wurden wie die anderen Vorträge mit rauschendem Beifall bedacht.


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Marlene, Kritiken